Sichelschmiede

Werkstatt für Friedensarbeit in der Kyritz-Ruppiner Heide



Pressespiegel

Artikel in Pax Zeit, September 2007

Jedes Ziel ist ein Zuhause

Rosa Pyramiden als Symbol der Ablehnung von Bundeswehreinsätzen

"Bombodrom: Alles rosa" titelte am 2. Juni der Ruppiner Anzeiger. In der Märkischen Allgemeinen Zeitung wurde gemeldet: "Clowns verjagen Feldjäger". 700 Menschen haben am 1. Juni 2007, im Vorfeld des G8-Gipfels, das Bombodrom in der Kyritz-Ruppiner Heide symbolisch besiedelt.

Es war eine bunte und vielfältige Mischung von Menschen, die zu dieser Aktion unter dem Motto "Jedes Ziel ist ein Zuhause" zusammenkam: Die MusikerInnen des Lebenslaute-Orchesters, die BlockiererInnen von X-tausendmal quer auf dem Weg zu "Block G8", RadfahrerInnen, die in mehreren Fahrradkarawanen aus ganz Europa gekommen waren und auf dem Weg nach Heiligendamm Station machten, TeilnehmerInnen der Euromärsche gegen Prekarisierung, ebenfalls aus verschiedenen europäischen Ländern, Autonome, Antipatriarchale Gruppen, die Clowns von der Clownsarmee C.I.R.C.A., Mitarbeiterinnen von "Ferien vom Krieg", Menschen aus den lokalen Initiativen gegen das Bombodrom und viele andere Gruppen und Einzelpersonen. 600-700 Menschen waren es, die das Bombodrom besiedelten, etwa 250 blieben über Nacht.

Rosa: demonstrativ "unmännlich"

Hunderte trugen rosa pyramidenförmige Hüte mit dem Aufdruck "Jedes Ziel ist ein Zuhause". Die Pyramiden sind einer Zielpyramide der Bundeswehr nachempfunden, die Farbe rosa wurde gewählt, weil sich schon bei einer früheren Aktion in der Heide gezeigt hatte, dass Militärs mit dieser "unmännlichen" Farbe die größten Schwierigkeiten haben. Sie ist sozusagen das Gegenteil von olivgrün.

Das Gelände konnte ohne jede Konfrontation betreten werden: Während Polizei und Bundeswehr die an einem anderen Ort auf die DemonstrantInnen warteten, bog einer der Demonstrationszüge geschlossen von der vorgesehenen Route ab und begab sich zum Besiedelungsort auf dem Bombodrom-Gelände. Dort wurde ein ehemaliger Kommandoturm besetzt und rosa angestrichen. Als sich ein Jeep der Bundeswehr näherte, setzen sich hundert Clowns in Bewegung und marschierten fröhlich auf das Fahrzeug zu, das sich daraufhin sofort zurückzog. Auch der zweite Demonstrationszug konnte den Ort ungehindert erreichen. Rosa Pyramiden-Zelte wurden aufgestellt, es gab ein Konzert der "Lebenslaute", leckeres Essen, Workshops, Musik und Tanz bis tief in die Nacht, Am Morgen waren Packen und Aufräumen angesagt, dann reisten die meisten weiter nach Rostock.

Zufriedenes Fazit und neue Aktionsideen

Die OrganisatorInnen vom "Bündnis No War No G8" sind zufrieden: Durch die internationale Beteiligung ist das Bombodrom in den Blick der internationalen Friedensbewegung geraten. Viele der Beteiligten werden sicher bei andere Gelegenheit wieder kommen, die Vernetzung des Bombodrom-Widerstands ist ein gutes Stück voran gekommen. Schwierig war die Beziehung zur lokalen Bürgerinitiative "Freie Heide", die sich mehrheitlich nicht für eine Teilnahme an der Besiedelungsaktion entschließen konnte. Hier spielten die von den Medien geschürten Ängste vor "den G8-Gegnern" eine große Rolle, aber auch begrenzte Ressourcen. Eine gute Zusammenarbeit zwischen lokalen und überregionalen Gruppen stellt eine große Herausforderung für die Zukunft dar.

Denn das Bombodrom als zentrales Militärprojekt der Bundeswehr, EU und NATO könnte ein ein Kristallisationsort für die Friedensbewegung werden. Hier haben wir reale Chancen, den Militärs mit ihrer Kriegspolitik einen Strich durch die Rechnung zu machen. Für den Fall, dass die Bundeswehr mit dem Üben anfangen will, gibt es die "200 Gruppen" -Idee: An 200 Tagen im Jahr will die Bundeswehr üben, 200 Gruppen könnten für jeweils einen Tag im Jahr ankündigen, das Gelände zu betreten und damit den Übungsbetrieb unmöglich zu machen. Zugleich kann das Symbol der rosa Pyramide auch anderswo zum Einsatz kommen: Durch Aufstellen von Zielpyramiden an privaten oder öffentlichen Orten können Friedensbewegte überall zeigen, was sie von Kriegseinsätzen halten. Die Friedensinitiative Nottuln hat dafür ein schönes Beispiel gesetzt, als sie auf dem Nottulner Marktplatz eine Pyramide aufstellte (siehe Foto). Die Sichelschmiede, Werkstatt für Fiedensarbeit in der Kyritz-Ruppiner Heide (www.sichelschmiede.org), hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Anlaufstelle für überregionale Gruppen zu sein, die in der Kyritz-Ruppiner Heide aktiv werden oder ihre eigenen lokalen Aktivitäten mit dem Widerstand gegen das Bombodrom verknüpfen wollen.

Ulrike Laubenthal, Sichelschmiede