Sichelschmiede

Werkstatt für Friedensarbeit in der Kyritz-Ruppiner Heide



Pressespiegel

Artikel in initiativ, Rundbrief der Ökumenischen Initiative Eine Welt, März 2006

Spieße zu Sicheln, Parkplätze zu Gemüsegärten

Die „Sichelschmiede" will friedenspolitisches Engagement und nachhaltigen Lebensstil verbinden

Die Bundeswehr hat es eilig: „sofort" will sie in der Kyritz-Ruppiner Heide täglich das Bombardieren üben, um im Rahmen der NATO Response Force jederzeit innerhalb von 10 Tagen weltweit einsatzfähig zu sein. „Friedenserzwingende Maßnahmen mit hoher Kampfintensität", so nennt das Verteidigungsministerium das, was die Bundeswehr da weltweit leisten soll – Krieg nennen wir es und freuen uns zu hören, dass die Bundeswehr ernsthafte Schwierigkeiten bei ihren Kriegsvorbereitungen befürchtet, wenn sie nicht bald das Bombodrom bei Wittstock nutzen darf.

Seit 13 Jahren wehrt sich die Bevölkerung in der Ostprignitz dagegen, dass der ehemals unter Stalin enteignete Bombenabwurfplatz von der Bundeswehr und NATO genutzt wird - hartnäckig und bislang durchaus erfolgreich. Ende Februar haben die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, Platzeck und Ringstorff, in einem Gespräch mit Verteidigungsminister Jung bekräftigt, dass die beiden Landesregierungen das Bombodrom nicht wollen. Sie fürchten um die wirtschaftliche Entwicklung ihrer Länder, wenn wegen des Fluglärms der Tourismus ausbleibt. Bei den Menschen, die sich in der Bürgerinitiative für eine FREIe HEIDe engagieren, spielen auch friedenspolitische Motive eine große Rolle: viele von ihnen haben den Zweiten Weltkrieg noch erlebt und lassen sich nicht erzählen, dass Bomben friedlichen Zwecken dienen. Über tausend Unterschriften gibt es schon von BürgerInnen, die ankündigen, den Platz zu betreten, wenn die Bundeswehr üben will.

Was dem Widerstand in der Kyritz-Ruppiner Heide bisher fehlt, das ist ein kontinuierliches, deutliches und entschlossenes Engagement der bundesdeutschen Friedensbewegung. Dabei hätte diese widerständige Region das Zeug dazu, zu dem Ort zu werden, an dem sich in symbolträchtiger und zugleich sehr konkreter Weise schon heute ein Widerstand gegen die Kriege von morgen manifestieren kann. Hier, wo die Bundeswehr unter anderem mit den atomwaffenbestückten Tornados aus Büchel in der Pfalz das Kriegführen üben will, könnte stattdessen die Soziale Verteidigung geübt werden gegen das Konzept einer weltweit mordenden „Bundeswehr im Einsatz".

Um dieser Vision ein Stück näher zu kommen, möchten wir vor Ort eine Lebensgemeinschaft gründen, die es sich zur Aufgabe macht, die Verknüpfung zu verbessern zwischen dem Widerstand vor Ort und den Organisationen und Aktivitäten der bundesweiten und internationalen Friedensbewegung.

Warum gleich eine Lebensgemeinschaft und nicht einfach ein Büro? Tatsächlich hat die Sichelschmiede ihre „Werkstatt" schon eröffnet, noch bevor es die dazugehörige Gemeinschaft gibt. Erste Arbeitsergebnisse finden sich z.B. bei www.sichelschmiede.org. Aber wir wollen mehr: eine Gemeinschaft, die diese Arbeit besser tragen und kreativer gestalten kann als Einzelne. Und eine Gemeinschaft, die einen Gegenentwurf lebt zu einer Gesellschaft, die immer mehr Ressourcen verbraucht und sich diese durch Kriege sichert. Deshalb gehört zum Konzept der Sichelschmiede auch die Subsistenzarbeit z.B. im eigenen Garten, ein einfacher und nachhaltiger Lebensstil und eine solidarische Wirtschaftsweise.

Interessierte finden auf unserer Internetseite eine ausführliche Projektbeschreibung,. Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Ulrike Laubenthal, Sichelschmiede